Joschka Fischer und Schulleiterkollegen im Rahmen des IHK NEUJAHRSEMPFANG
Premiere für den neuen Mann an der Spitze der IHK Schwaben: 1.300 Gäste erlebten beim IHK-Neujahrsempfang im Kongress am Park den ersten Auftritt von Reinhold Braun als frisch gewählten IHK-Präsidenten. „Ich starte mit viel Engagement und Respekt in die Aufgabe“, so Braun bei seiner Begrüßung. Braun war am Nachmittag von der Vollversammlung in sein Amt gewählt worden. Weiterer Redner auf der Bühne war der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer. Er mahnte in seiner Ansprache mehr Mut zur Veränderung an.
Es war eine schonungslose Diagnose, die Reinhold Braun in seiner Rede gleich zu Beginn stellte: „So geht es nicht weiter. Nicht in Deutschland, nicht in Bayern, nicht in Schwaben.“ Er wies auf den Bürokratiewahnsinn hin, unter dem nicht nur Unternehmen leiden, auf den sich verschärfenden Arbeitskräftemangel, die marode Infrastruktur im Land, aber auch auf fehlende Digitalisierung und ängstliche Entscheidungen. Und er erntete viel Zustimmung aus dem Publikum. Doch Braun beließ es nicht beim Lamentieren. Er verband seine Kritik mit einem dringenden Appell: Das Land brauche „Mut zu großen Schritten und zu einer großen Vision“, so der IHK-Präsident. „Wir brauchen eine Agenda 2030.“ Die Wirtschaft sei bereit, ihren Beitrag zu leisten.
Gut, dass mit Joschka Fischer ein echter Experte in Sachen großer Reformen geladen war. Der ehemalige Vize-Kanzler und Bundesaußenminister saß mit auf der Regierungsbank, als die damalige rot-grüne Koalition die „Agenda 2010“ umsetzte. Und heute? Auch beim IHK-Neujahrsempfang rief der ehemalige Grünen-Politiker zu entschlossenem Handeln auf. Er verstehe – besonders beim Thema Digitalisierung – die Schläfrigkeit im Land nicht, sagte Fischer und mahnte: „Wir geraten unter die Räder.“ Dabei habe das Land in der Vergangenheit vielfach bewiesen: „Wenn wir wollen, dann können wir. Und wenn wir müssen, dann können wir doppelt“, so Fischer.
Vor allem die geopolitischen Krisen stellen das Land vor große Herausforderungen, führte der frühere Politiker aus: die zunehmende Rivalität der Weltmächte, Putins Krieg in der Ukraine, die explosive Stimmung in Nahost nach dem Überfall der Hamas auf Israel oder das Säbelrasseln in Fernost. „Ich habe so eine Situation noch nie erlebt“, sagte Fischer. Wie soll die Wirtschaft – auch hier in Bayerisch-Schwaben – damit umgehen? Das war Thema in der anschließenden Diskussionsrunde, an der auch IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Marc Lucassen teilnahm. Eine Renationalisierung sei keine adäquate Reaktion, betonte Lucassen. „Das größte Potenzial liegt in der Vertiefung der Europäischen Union“, so der Hauptgeschäftsführer. Dazu müsse sich die EU aber verändern.
Trotz aller Kritik war an diesem Abend auch viel Zuversicht zu spüren. „Der Unternehmergeist ist ungebrochen“, versicherte der IHK-Hauptgeschäftsführer. „Wir in Bayerisch-Schwaben kombinieren Tradition mit Innovation. Wir stehen auf einem starken Wertefundament, begeistern uns aber gleichzeitig für frische, neue Ideen“, so Reinhold Braun. „Wir sind stets bereit zur Veränderung.“
Selbst Gastredner Fischer war von so viel Entschlossenheit beeindruckt und wünschte den „Geist von Bayerisch-Schwaben im ganzen Land“. Denn die Lösung unserer Probleme liege „bei den Leuten, die innovativ sind und die Ärmel hochkrempeln. Und nicht bei den Nazis“, so Fischer.
Neujahrsempfang der bayerisch-schwäbischen Wirtschaft - IHK Schwaben - Bilder und Video